PresseDie Halbzeitbilanz der Galerie Jetzt!

Das Pressegespräch zur Halbzeitbilanz der Galerie Jetzt! am 05. Dezember 2023

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Schön, dass sie alle wieder zum Pressegespräch zur Halbzeitbilanz der Galerie Jetzt! gekommen sind.

Genaugenommen sind wir ja schon im letzten Drittel der Galerie-Lebenszeit und schon fast im Endspurt. Höchste Zeit, ein kurzes Resümée zu ziehen, ob sich die Ziele/Wünsche/Erwartungen bisher erfüllt haben, und ich kann nur sagen: der Zuspruch haut mich um!

In einer Galerie geht es ja vorrangig um Kunstvermittlung, also darum, dass Künstler potentielle Käufer finden können, bzw. umgekehrt, dass Menschen, die gerne ein Kunstwerk kaufen wollen, auch ein passendes finden. Das gelingt regelmäßig und das freut mich und meinen Mann natürlich sehr.

Ein weiterer, mir fast wichtigerer Schwerpunkt der Kunstvermittlung, wie ich sie verstehe, ist, dass sich „neugierige“ Besucher, die sich selbst als „keine Ahnung von Kunst habend“ bezeichnen, trauen, eine Galerie zu betreten, dass die Galerie Jetzt! als ein niederschwelliges Angebot angenommen wird und Leute ohne Scheu hereinkommen und sich auf Kunst einlassen. Anfänglich kamen v.a. „mittelalten“ und älteren Menschen, weil sie  tagsüber häufiger in der Stadt sind um einzukaufen, und vielleicht auch mehr Zeitung lesen, aber zunehmend kommen auch junge Familien zum „sich umgucken“, weil sie, häufig von ihren Eltern, von er Galerie gehört haben. Was mich sehr gefreut hat, waren Schulklassen, die mit ihren Lehrern zusammen die Gelegenheit genutzt haben, sich einen Überblick über die unterschiedlichen Künstler, ihre Maltechniken und Motive anzuschauen und 1 Gruppe von Jugendlichen aus Jurbarkas und Jugendgemeinderäten, die sich viel Zeit genommen haben und viele Fragen gestellt haben. Schade, dass nicht mehr LehrerInnen die Chance nutzen, Schüler an Museums-/Ausstellungs-/Galeriebesuche heranzuführen.

Was mich aber am meisten freut, ist, dass die Galerie als „sozialer Raum“ angenommen wird, dass sich Leute treffen, auch mal einen Kaffee trinken, plaudern, Erinnerungen austauschen – oder auch mal vor einem Bild ergriffen stehen bleiben und von ihren Ängsten oder auch von Glücksmomenten zu erzählen beginnen. Manche Leute kommen mehrfach, warten auf jemanden, schauen ein paar Bilder an, unterhalten sich, und gehen dann wieder. Und betonen immer wieder, wie angenehm dieser Raum ist, wie sehr sie sich freuen, dass es diesen Platz gibt. Einmal kamen zwei Jugendliche herein, weil sie auf ihren Zug warten mussten und es draußen kalt war. Aber sie haben sich ganz auf die Bilder und Skulpturen eingelassen und kluge Fragen gestellt. Das hat mich sehr gefreut.

Vergangene Woche kamen auch Eltern, die von ihren Kindern nach der Führung hergeschickt wurden, weil ihnen einzelne Bilder besonders gut gefallen haben. Und fast täglich sind Leute in der Galerie, die irgendwann davon erzählen, dass sie selbst auch malen und dass sie so gerne einmal ausstellen würden…

Ich habe gestern nachgezählt: bis jetzt waren weit über 1.000 Besucher allein in der Galerie, dazu kommen noch ca. 300 Besucher bei den abendlichen Veranstaltungen dazu. Allein gestern waren es über 60. Und fast alle betonen, wie toll es sei, dass es endlich so was in Crailsheim gibt und dass wir auf keinen Fall aufhören dürfen!

Über die Resonanz, die die Galerie erfährt, können wir – mein Mann und ich – uns nur freuen. Aber der häufig zitierte Satz von Karl Valentin bewahrheitet sich immer wieder: Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Nach der Eröffnung dachten wir, wenn erst mal Routine einkehrt, entspannt sich alles und wir haben ja ein paar Schließtage, an denen wir Zeit für Anderes haben. Wir haben ja viele Leute, die Aufsicht machen, dann können wir ja gehen – geht aber nicht. Wir sind immer noch täglich von früh morgens bis spät abends beschäftigt: mit Nachschub aussuchen, wenn ein Bild verkauft wurde, mit Künstlern, die wir nicht auf dem Schirm hatten, die auftauchen, in deren Ateliers wir dann gehen, neue Werke holen, dann müssen wieder Bilder umgehängt werde, neu beschriftet, alles dokumentiert werden, … Es gab noch keinen Tag seit dem 27. Oktober, an dem wir nicht in der Galerie waren.

Die Diskussion über mehr Kunst im öffentlichen Raum wurde in den letzten Wochen anlässlich des Antrags einer Gemeinderatsfraktion zum Ankauf einer Plastik von Paul Diesel, die in einer Ausstellung auf dem Ehrenfriedhof gezeigt wurde, im Gemeinderat geführt, die Presse berichtete darüber. Ich finde es ausdrücklich gut, dass dieses Thema behandelt wird und dass jetzt ein Konzept erstellt werden soll, nach welchen Kriterien und mit welcher Finanzierung das passieren soll.

Aber – ich muss den Satz nach den gemachten Erfahrungen in der Galerie trotzdem auch umdrehen: wir brauchen nicht nur mehr Kunst im öffentlichen Raum, sondern auch mehr öffentlichen Raum für Kunst!

Den künftig bereitzustellen kann nicht nur privatem Engagement vorbehalten sein, das sollte nun auch eine Aufgabe der Kommune, also für Stadtverwaltung und Gemeinderat sein.